Im Jahr 1876, nur fünf Jahre nach der Entstehung des Deutschen Kaiserreiches, gründeten Nuttlarer Männer unter Vorsitz des ehemaligen Schieferbaudirektors Robert Dressler die St. Anna Schützenbruderschaft Nuttlar. Zu dieser Zeit bildete sich im Deutschen Reich ein neues Einheits- bewusstsein und Nationale Identität. Die zeigte sich nach außen auch durch die Gründung der verschiedensten Vereine. Unsere Bruderschaft wurde aber nicht zur Verteidigung der Grenzen, als Land- oder Bürgerwehr gegründet, wie Jahrhunderte zuvor z.B. Brilon im Jahr 1417 oder Arnsberg im Jahr 1608. Vielmehr bestand von Anfang an eine enge Bindung an die Kirche.
1745/46 war auf dem Dümel eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Mutter Anna errichtet worden. Jedes Jahr am St. Anna Festtag (26.7.) fand hier ein feierlicher Gottesdienst statt. Bei dieser Gelegenheit feierten die Nuttlarer dort ihr Kirchweihfest, ihre Kirmes, als das alljährliche Gemeinschafts- und Dorffest. Als diese Kapelle im Jahr 1870 dem Bau der Eisenbahnlinie weichen musste und abgerissen wurde, muss es wohl auch mit der Kirmes auf dem Dümel vorbei gewesen sein. Im dörflichen Leben entstand eine Lücke, denn wie sollte man Mutter Anna gedenken und ein Gemeinschaftsfest feiern? Im Jahr 1872 gelang es dem Gemeindevorsteher August Sauerwald die Gründung einer Vikaristelle durchzusetzen. Kaplan Theodor Kellermann, der erste Nuttlarer Kaplan, war bereits seit 1866 in Nuttlar und Ostwig seelsorgerisch tätig. Die Gründung unserer Schützenbruderschaft ist maßgeblich darauf zurück zuführen, das es der Wunsch der Nuttlarer war, die Tradition des St. Anna Patronatsfestes und der alten Kirchweih am Dümel fortzusetzen.
Und so wurde am 7. Mai 1876 durch 137 Männer unseres Ortes die St. Anna Schützenbruderschaft Nuttlar im Christlichen Bekenntnis zu Gott und der Katholischen Kirche gegründet. Das Bekenntnis zur Christlichen Weltanschauung zeigt sich auch im Schützenwahlspruch „Für Glaube, Sitte, und Heimat“. Die Nuttlarer Bürger haben Ihre Wehrhaftigkeit immer im geistigen Bereich gesehen. Schütze bedeutet in erster Linie nicht Scharf- oder Sportschütze, sondern Beschützer des Glauben, der Sitte und der Moral, und des heimatlichen Volks- und Brauchtums.
Die ersten Schützenfeste fanden im Schützenzelt statt, das im Garten des Gastwirtes Bernhard Sauerwald stand. Auf den angrenzenden Ruhrwiesen fand auch das Vogelschießen statt. Ab 1887 wurde ein eigenes Zelt aufgestellt. Ab 1897 feierte man im Bereich der heutigen Schützenhalle. Im Jahr 1909 entstand ein Zeltgerüstbau, der 1922 erweitert wurde und 1925 durch einen Neubau ersetzt wurde. Ab 1962 wurde der erste Bauabschnitt der jetzigen Schützenhalle eingeleitet, die seitdem ständig erweitert und verbessert wird. Zwei Weltkriege unterbrachen das gesellschaftliche Leben unserer Bruderschaft und brachten vielen Tod und Verderben. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde auch die Nuttlarer Schützenbruderschaft gleichgeschaltet, und im zweiten Weltkrieg wurden die Vereinsaktivitäten auf ein Minimum reduziert. 1948 kam es auf der Grundlage der Satzung der historischen Deutschen Schützenbruderschaften zur Wiederbelebung der Nuttlarer Schützengesellschaft. Im selben Jahr wurde das erste Schützenfest nach dem Krieg gefeiert, wobei der Vogel mit Holzknüppeln abgeworfen wurde, da in Deutschland Schusswaffen verboten waren.
In den Jahren danach wurde die Königswürde mit Armbrust errungen, und 1952 wurde der erste Schuss mit einem Karabiner auf den Holzvogel abgegeben. Bis zum Jahr 1972/73 wurde das Vogelschiessen auf Bohlenwiese abgehalten und seither auf Stukenland.
Die Schützenbruderschaft St. Anna Nuttlar besteht heute aus ca.650 Schützenbrüdern, einer Jungschützenabteilung mit ca. 40 Jung- schützen, und einer Schiesssportabteilung mit ca.30 Sportschützen. Seit Ihrer Gründung 1876 bis zum heutigen Tage steht die Schützenbruderschaft St. Anna Nuttlar „Für Glaube, Sitte, und Heimat“